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Martin-Luther-Bund
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Aktuelle Meldung



15.11.2012 - Kategorie: Moldawien

MOLDAWIEN: Vergesst uns nicht!




Vom 12. bis 15. Oktober 2012 besuchte Pfarrer Pál Fónyad, Bundesobmann des Martin-Luther-Bundes in Österreich, lutherische Gemeinden in der Republik Moldawien und in Transnistrien. Einen ausführlichen Bericht von Pfarrer Frank Schleßmann über die Evangelischen finden Sie im Lutherischen Dienst 1/2009, den Sie auch am Ende dieses Beitrages verlinkt finden.



Gottesdienst in Kischinau – Bild: Fónyad

Markt in Kischinau – Bild: Fónyad

Pfarrer Valentin Drâgan betreut die Gemeinden in Chisinâu/Kischinau und lti/Belz sowie in Bendery/Bender ehrenamtlich, da die kleinen Gemeinden die Anstellung eines Pfarrers finanziell nicht tragen können. An jedem Wochenende besucht er die Gemeinden, hält Gottesdienste und Bibelstunden. Etwa 500 km fährt er auf schlechten Straßen. Geistliche, geistige und soziale Not ist in diesem Vielvölkerstaat überall zu spüren und zu sehen.

Die lutherische Gemeinde in Kischinau versteht sich als Rechtsnachfolgerin der von den Kommunisten aufgelösten Lutherischen Kirche in der Sowjetrepublik Moldawien, dessen Grenzen weitgehend das ehemalige Bessarabien umfassten. Die Gemeinde in Kischinau ist seit 2003 staatlich anerkannt, aber nicht als verfasste Kirche. Mit der staatlichen Anerkennung der Gemeinde in Kischinau wurde ihr das Recht zur Neugründung von weiteren Gemeinden gewährt. Ein Ansuchen um Anerkennung als Kirche wurde eingereicht. Die orthodoxe Kirche genießt im Staat gegenüber anderen Kirchen Bevorzugung. Seit einiger Zeit besucht Pfarrer Drâgan jeden Sonntag Nachmittag auch die Gemeinde in Belz, die – wie die Gemeinde in Bender auch – in einer angemieteten Wohnung zusammenkommt. Mitarbeiterkreise für Kindergottesdienst in den Gemeinden werden aufgebaut.

Die Pfarrfrau Anna Drâgan ist für die Sozialarbeit zuständig. Sie leitet das Sozialprojekt. Sechs Jahre lang wurde wöchentlich von Montag bis Freitag für 21 Personen Essen gratis verteilt und an 120 Personen verkauft. Vom Erlös konnte der Lohn der Mitarbeiterinnen mitfinanziert werden. Die Finanzkrise macht sich auch in Moldawien spürbar, so ist die Zahl der Kunden seit 2009 stark zurückgegangen, weil sie den Preis fürs Essen nicht mehr zahlen können. Bei einem Durchnittseinkommen von 200 EUR und einer Durchschnittsrente von 50–100 EUR kostet das Kilogramm Brot oder Mehl 0,90 EUR, ein Liter Milch 0,70 EUR. Der Dokumentarfilm »Mama illegal« von Ed Moschitz, Gewinner des Hauptpreises
beim »One-World«-Menschenrechtsfilmfest in Brüssel, Belgien, gewährt einen ausgezeichneten Einblick in die tristen Lebensverhältnisse.

Die Gemeinden freuen sich über jeden Besuch aus dem Ausland, denn so haben sie das Gefühl, nicht vergessen zu sein – ein Gefühl, das sich manchmal einschleicht, wenn Gäste sagen: »Wir kommen bald wieder!«, und das dann oft einige Jahre dauert …