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Aktuelle Meldung



13.05.2013 - Kategorie: ELKRAS

ELKRAS/ELKUSFO: Landesbischof aus Hannover zu Gast




Im April besuchte Bischof Ralf Meister von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover die Partnerkirche in Sibirien. Pastor Dimitri Schweitz und Bischof Otto Schaude schickten uns aus Omsk folgenden Bericht:



»Der späte Frühling im sibirischen Lande brachte nicht nur sonnige Tage und Eisgang der sibirischen Flüsse. Unserer Evangelisch-Lutherischen Kirche im Ural, Sibirien und Fernen Osten (ELKUSFO) brachte er einen hohen Gast.

Vom 20. bis 24. April besuchte uns Ralf Meister, Landesbischof unserer deutschen Partnerkirche, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Ein besonderes Ereignis. Denn es sind 20 Jahre vergangen, seitdem sein Amtsvorvorgänger Dr. Horst Hirschler zum ersten Mal über die Grenze zwischen Europa und Asien geflogen war, um das gerade errichtete Christuszentrum im westsibirischen Omsk mit einzuweihen.

Was bedeutet denn dieser zweite Besuch für die Partnerschaft? Denn es hat sich ja vieles verändert in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Die ELKUSFO, die damals eher in Visionen und Plänen ihre Gestalt bekam, ist jetzt zu einer recht gut strukturierten Kirche erwachsen. Zwar ist sie noch jung und braucht viel Unterstützung und Fürbitte, doch sie ist eine Kirche.

Es war gerade der letzte Tag der jährlichen Pastorenkonferenz der ELKUSFO, als Landesbischof Meister in Begleitung von Christian Großmann, dem für die Partnerschaft zuständigen Mitarbeiter der hannoverischen Landeskirche, in Omsk landete. Trotz fünf Stunden Zeitunterschied schloss sich Landesbischof Meister nachmittags dieser Tagung an. Nach einer Begrüßung berichtete Otto Schaude, der Bischof der ELKUSFO, über die Situation der Kirche und der Propstei Westsibirien, die er zurzeit stellvertretend leitet. Anschließend erzählten die Pröpste über Freuden und Schwierigkeiten der Arbeit in anderen Regionen der ELKUSFO. Es kam zu einem lebendigen Gespräch, in dem vordergründig die Fragen des diakonischen Engagements und der Herausforderungen der lutherischen Kirche als Minderheitsgruppe angesprochen wurden. Zum Abschluss der Tagung hielt Bischof Meister einen Vortrag über das Thema ›Wichtige Aspekte des Pastoralen Dienstes‹ und äußerte darin seinen Dank für die Arbeit der Pastorenschaft der ELKUSFO.

Am Samstagabend fand die Begegnung mit der Gemeindeleitung und einigen Mitarbeitenden des Christuskirchenzentrums in Omsk statt. Durch den Bildervortrag von Pastor Dimitri Schweitz über die Situation der Gemeinde konnte Landesbischof Meister Einblick bekommen in verschiedene Bereiche des Gemeindelebens in Omsk und Umgebung. Diesem folgte ein reger Austausch über die aktuellen Herausforderungen, denen sich die Kirchenleitung und die Gemeinde stellen.

Am Sonntagvormittags ging es nach Asowo, dem Hauptort des ›deutschen Nationalrayons‹, eines ländlichen Gebiets südwestlich von Omsk. Dort sammelt sich eine überschaubare Gemeinde in ihrem Bethaus regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst. In Begleitung von Bischof Schaude, Jewgenij Filippow, dem für das Gebiet zuständigen Pastor, sowie einigen Gästen nahm Landesbischof Meister an dem Gottesdienst teil und hielt die Predigt.

Nachmittags kehrte die Gruppe zurück nach Omsk, um am Abendmahlsgottesdienst der Omsker Gemeinde teilzunehmen. Auch hier hielt Landesbischof Meister die Predigt und teilte das Abendmahl mit aus. In seinem Grußwort an die Gemeinde drückte er sein großes Interesse und die Freude an diesem Partnerschaftsbesuch aus.

Am späten Sonntagnachmittag setzte sich die Reise fort. Mit der transsibirischen Eisenbahn fuhren die Bischöfe Meister und Schaude und die Mitglieder des Konsistoriums in die Millionenmetropole Jekaterinburg am Uralgebirge, wo sie frühmorgens von Propst Waldemar Jesse und Pastor Waldemar Benzel – die auch an den weiteren Tagen sämtliche Fahrdienste mit ihren Kleinbussen übernahmen – am Bahnhof abgeholt und im Gemeinderaum mit einem kräftigen Frühstück versorgt wurden.

Der erste Tag im Ural begann mit einer Besonderheit: Ein gemeinsamer Ausflug führte zu drei bedeutenden Stellen der Umgebung von Jekaterinburg:

– Die Gedenkstätte für die Stalin-Opfer der Jahre 1937/38, darunter auch vieler Glieder der Evangelischen Kirchen,
– die geografische Grenze EUROPA/ASIEN (mit den obligatorischen Erinnerungsfotos!) und
– die ›Wallfahrtsstätte‹ GANINA JAMA – der Ort, an dem die sterblichen Überreste der 1918 ermordeten Zarenfamilie aufgefunden worden waren. Hier fand gleichsam in konzentrierter Form eine ›Begegnung‹ mit der Orthodoxen Kirche statt: In einem weiträumigen Waldstück stehen ein Kloster sowie je eine Kirche für die sieben heilig gesprochenen Glieder der letzten Zarenfamilie samt Denkmälern.

Ein wichtiges Gespräch schloss sich beim Bürgermeister der Stadt Jekaterinburg an. Es war weit mehr als ein Höflichkeitsbesuch, denn die offene und konstruktive Begegnung drehte sich um ein besonderes Anliegen: den bevorstehenden Neubau einer Kirche für unsere Evangelisch-Lutherische Gemeinde in dieser Stadt – ein mutiges Unternehmen.

Am Abend trafen wir uns mit Mitgliedern dieser Gemeinde. Landesbischof Meister begegnete in Personen sowie durch Wort und Bild einer vielseitigen und ganz anders geprägten Gemeinde als tags zuvor in Omsk – ein Beispiel der großen Vielfalt an Prägungen innerhalb der ELKUSFO.

Am letzten Tag seines Besuchs nahm Bischof Meister ganztags an der beginnenden dreitägigen Sitzung des Leitungsgremiums der Kirche (des Konsistoriums) teil. Unter der Leitung von Bischof Schaude und dem Präsidenten der Synode, Jewgenij Filippow, fand ein konzentrierter Austausch unter dem Thema: ›Was uns im Blick auf unsere Partnerschaft bewegt‹ statt. Die ELKUSFO stellt ja schon durch ihre Ausdehnung vom Ural bis zum Pazifik (knapp 8000 km) als die ›flächenmäßig größte Kirche der Welt‹ eine Besonderheit dar. Neben allem Erfreulichen (z.B. Arbeit mit Kindern, Frauenarbeit, Treue vieler Gemeindeglieder …) wurden die Schwierigkeiten und Herausforderungen für Gegenwart und Zukunft offen besprochen:

– Die weiten Entfernungen und mühsamen Reisen – der starke Aderlass, der durch den Auszug der Russlanddeutschen entstanden war –,
– die notwendige Umstellung der gesamten Arbeit auf die russische Sprache und Kultur – die notwendige und schwierige Aufgabe der Gewinnung und Begleitung von (russischen) Mitarbeitern –,
– die Neugründung und der Aufbau von Gemeinden und zugleich die Betreuung der kleiner gewordenen (deutschen) Gemeinden,
– die fehlenden finanziellen Mittel …

Eine noch sehr junge Kirche, die durch Rat und Tat, durch Fürbitte und Gaben nach Galater 6,2 (›Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen‹) die Hilfe vieler benötigt. Bischof Schaude nannte als wichtigstes Anliegen das ›Gebet um eine Erweckung durch den Geist Gottes‹.

Landesbischof Meister, der durch intensives Zuhören und sachkundige Fragen das tiefgehende Gespräch stark bereicherte, dankte abschließend allen Mitarbeitenden – aber auch für die Herzlichkeit und Gastfreundschaft und stellte einen weiteren Besuch in Aussicht.

Der Besuch eines Ballett-Abends rundete die gegenseitig als geschwisterlich, wohltuend und zukunftsweisend empfundene Begegnung ab.

Zur ELKUSFO gehören über 150 Gemeinden, die von 17 Pastoren, über 100 Predigern und vielen Gemeindeleitern (Schwestern und Brüdern) betreut werden. Eine nachhaltige Hilfe erhält diese Kirche durch die Partnerschaft mit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, dem Evangelisch-Lutherischen Missionswerk Hermannsburg, der Liebenzeller Mission und Gemeinden aus der ELCA (USA).

Pastor Dimitri Schweitz , Omsk/Bischof Otto Schaude, Omsk